09 Juli 2013

Demokratie macht nicht satt - Hundefleisch schon

Passend zu einer rührenden Hundepfoten-Veranstaltung am sonnigen Sommerwochenende im Englischen Garten zu München erfreute die Süddeutsche Zeitung in der Wochenend-Ausgabe ihre Leser mit einer anmutigen Seite Drei: "Pfoten weg - ein Bericht zum Hundefleischfestival in Yulin".




Im sommerlich sonnigen Sonntag im Englischen Garten zu München treffen sich Hundehalter zum "Münchner Zamperlauf". Die gleichzeitig erscheinende Story in der SZ schreckt den Leser mit Geschichten aus grauer Vorzeit:

Wenn die Metzger einer Stadt Schilder aushändigen, die den "An- und Verkauf" von Hund und Hundefleisch bewerben, dann berichtet darüber schon mal die New York Times.  Erst recht, wenn "viele Hunde gegessen werden", wie sie schrieb, "ohne dass sie zuvor ordentlich inspiziert wurden". Mehr noch: Schlachter verarbeiteten im Untergrund gar gestohlene Hunde zu Fleisch, "darunter viel geliebte Schoßhunde".
Zartfühlende Leser und Hundehalter schüttelt es bei den Sätzen mit Grausen. Im lauschigen Ambiente des Biergartens erhält das zottelige Zamperl  sein Stück vom Sonntagsbraten. So versichern sich Frauchen und Herrchen der hündischen Ergebenheit und haben einen wirklichen Freund, der auf's Wort hört. Huldvoll herzen Hundeliebhaber ihren Liebling - wie A.H. seinen Schäferhund "Blondi":  „Hitler hatte das größte Vergnügen, wenn Blondi wieder ein paar Zentimeter höher springen konnte […], und er behauptete, die Beschäftigung mit seinem Hund sei seine beste Entspannung.”


Wo für den besten Freund des Menschen Tierarzt-Praxen mit Erster Hilfe anrollen, da mutet die Wochenend-Geschichte auf Seite Drei der SZ absolut absurd an. Was sich die SZ-Schranzen aus den Fingern saugen - unsäglich kläglich, aber lang, lang ist's her:
Die amerikanischen Reporter berichten aus Kassel, 1907. Und aus München, 1923.
Die SZ berichtet von "Hundefressern" hierzulande also aus grauer Vorzeit deutscher Geschichte - 1923! Wer interessiert sich noch für sein Geschwätz von gestern? Alte Zeiten, kalte Zeiten. Anno dazumal agitierten Volksverhetzer wie Bertolt Brecht in der Dreigroschen-Oper die hungrigen Massen mit Sätzen wie


"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral"


anstatt wie der Papst nach Lampedusa zu jetten und mit den Ärmster der Armen zu beten.

Wer als Realist rechnet, gewinnt nichts damit, hungrige Menschenmassen aus Afrika und Asien hier zu versorgen. Es rechnet sich eher, sie in ihren Heimatländern zu bewaffnen, damit sie dort in Konkurrenz um Wasser und Brot kämpfen. Geschäftsführende Eliten machen ein Mordsgeschäft, die Brüder für ihre Kämpfe zu bewaffnen. Um das Sterben erträglicher zu gestalten, mag priesterlicher Beistand helfen, wenn dies die Geschäfte fördern. Aber hier im Land haben Menschen andere Sorgen und Nöte!


Es ist Fortschritt unserer aufgeklärten Zivilisation, dass sich hier Menschen mittlerweile Hunde als Sklaven und somit Freunde halten. Falls beim Münchener Zamperlauf ein alter Hund stolpert und sich die Pfote verstaucht, versorgen Tier-Ärzte in der rollenden Tierambulanz die erbarmungswürdige Kreatur.

Wer immer noch nicht der kommenden Geschäfts- und Weltsprache Chinesisch mächtig ist, der versteht das Bild vielleicht besser mit einer deutschen Bildunterschrift: "Hier befreien chinesische Tierschützer Hunde aus ihrem Käfig, welche zum Schlachtfest gefahren werden sollten."

Die SZ belehrt uns in ihrem denkwürdigen Artikel, dass "in Deutschland das Schlachten von Hunden erst 1986 verboten wurde." Die meisten Menschen verabscheuen es, dass der Staat sich einmischt, Briefe, E-Mails mitliest, Bilder archiviert und persönliche Netzwerke nachzeichnet. Doch unser Volk am Verzehr von Hundefleisch zu hindern, ist ein Staatsakt der Menschlichkeit.


Sollte hier ein Chinese mitlesen, dem beim Anblick dieses schmackhaften Fleischhundes das Wasser im Munde zusammenläuft, der deutsche Gesetzgeber setzt den hungrigen China-Mann auf Diät. Hier isst man anständige Tiere: Huhn, Schwein, Ochs oder Steckerlfisch!


In München gibt es also derzeit kein Hundefleisch - und wenn, dann ist das Zamperl illegal geschlachtet. Allerdings ist, so schreibt die SZ,  " dass in der Schweiz das Schlachten und Essen von Hunden bis heute erlaubt ist und vorkommt." Für chinesische Landwirte rechnet es sich, den "so sanften wie robusten" Bernhardiner zum "Fleischhund" zu machen.


Hier entladen Arbeiter der chinesischen Hundefleisch-Industrie einen LKW mit Gitterkäfigen gefangener Hunde, die alsbald geschlachtet gut gewürzt, gebraten und gekocht verzehrt werden.


Doch auch Chinesen wie in Peking und Shanghai halten mittlerweile Schoßhunde. Die SZ tröstet zartfühlende Leser mit der Bildunterschrift: "Keine Sorge, Schoßhunde wie dieser hier in Shanghai werden nicht gegessen. "Die schmecken doch gar nicht", heißt es auf dem Hundefleischfestival in Yulin."


Um in Yulin, einer Stadt mit etwa sechs Millionen Einwohnern, die Menschenmassen beim Hundefleisch-Festival mit köstlichem Braten zu versorgen, müssen schon zigtausende dieser bellenden Kreaturen gefangen, geschlachtet und gebraten werden. Die SZ berichtet, "für das Fest werden Zehntausende Hunde über Tausende Kilometer herangekarrt, zusammengepfercht in Transportern Viele wohl gestohlen."

Doch zurück zum Thema: "Demokratie macht nicht satt." Der Papst gedenkt in Lampedusa der vermutlich 20.000 Menschen, die beim Versuch das rettende Ufer Europa zu erreichen, ertrunken sind. Wo aber gibt es ein besseres Leben als in Europa, in Deutschland, in München?

Auch Chinesen verzehren mit wachsendem Wohlstand mehr und mehr Fleisch. Doch die Produktion von Fleisch fordert höhere Ressourcen als die Produktion von Gemüse, Reis oder Obst.



Manche sollen sich ja von Lichtnahrung vollkommen feinstofflich ernähren. Doch die meisten Menschen müssen essen - fragt sich nur: Was?

Wer entschärft die Bevölkerungsbombe? Abenteuer Forschung, ZDF, 01.07.2009 bei YouTube


https://www.youtube.com/watch?v=yhFJyowZ2YA

Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung auf über neun Milliarden Menschen ansteigen. Noch nie hat sich die Bevölkerung so rasant vermehrt, noch nie zuvor haben so viele Menschen auf unserem Planeten gelebt. Laufen wir Gefahr, die Belastungsgrenze der Erde zu überschreiten? Und: Welche Möglichkeiten haben wir, Einfluss zu nehmen?
Vor 2.000 Jahren lebten 300 Millionen Menschen auf der Erde, und es dauerte 1.600 Jahre, bis sich diese Zahl verdoppelte; heute sind dafür nur 50 Jahre nötig. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Weltbevölkerung und die Geschwindigkeit, mit der sie wächst, rapide zu. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2050 über neun Milliarden Menschen leben.

Ein Katastrophenszenario
Eine steigende Einwohnerzahl bedeutet steigenden Platz-, Energie- und Nahrungsbedarf und das bei gleichzeitig immer knapper werdenden Ressourcen, steigender Umweltbelastung und wachsender Klimaverschlechterung. Die Brisanz ist seit Langem bekannt. Es ist jedoch längst zu spät, diese Bevölkerungsentwicklung noch zu stoppen.
 


 Sozialen Sprengstoff zwischen Menschen verschiedener Regionen und Generationen berechnen Experten aus den vorliegenden Wirtschaftsdaten.

https://www.youtube.com/watch?v=k7pdVELRMuY

Prof. Harald Welzer geht in seinem Buch "Klimakriege" weiter. Er prognostiziert "Gewalt als Lösung". Wie Wissenschaftler professoral vorliegende Daten aufarbeiten und werten, widerspricht allerdings den Bittgebeten und Ansichten klerikaler Kreise.



http://www.sueddeutsche.de/wissen/klimakriege-gewalt-als-loesung-1.203242



Klerikale Kreise gedenken tausender Tote wie der Papst in Lampedusa. Säkulare Zyniker empfinden dies als Heuchelei sakraler Schwätzer. Wer als Vorbeter klerikaler Kreise wie im Islam und Christentum die Geburtenrate fördert, ´Geburtenkontrolle und Abtreibung ablehnt,  verbreitert seine Machtbasis. Massen von Menschen besingen ihr Schicksal wie in der Internationalen, sofern ihr Atem reicht zu singen:

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|




Für eine stabile Machtbasis sorgt der Volkstribun mit einer gesunden Bevölkerungspolitik - hier Erdugan. Eine Fertilitätsrate von drei Kindern braucht das Volk schon, um nicht zu vergreisen. Nicolae Ceaușescu, als "Genie der Karparten" verehrt, wollte höher hinaus:

Das Ziel der Politik war daher eine 5-Kinder-Familie. Dies wurde zu erreichen versucht, indem Verhütungsmittel und schulische Aufklärung zur Verhütung bei Strafe verboten wurden (Dekret 770). Frauen, die eine Abtreibung vornahmen oder vornehmen ließen, wurden mit Gefängnisstrafen bis zu 25 Jahren bedroht. Trieben sie illegal ab, durften sie im Falle von Infektionen von den Ärzten nicht behandelt werden. Während seiner Amtszeit starben so rund 10.000 Frauen. Das Ergebnis war eine Flut von Kindern und überlastete Familien, die an Nahrungsknappheit litten ....

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nicolae_Ceau%C8%99escu


Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!
|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

 Schreiben macht hungrig. Auch den Leser gelüstet es nach etwas Nahrhafterem als nach trockenem Text - wie vom Hundefleisch-Festival in Yulin. Bevor wir essen, noch ein paar Sätze der SZ: "Da sind die Yuliner nicht anders als die Kunden der Fleischindustrie weltweit: So richtig schmeckt es nur, wenn man wegschaut." So zartfühlend textet der SZ-Spesen-Schreiber aus Yulin..:


Sie sehen auch nicht gern, was nur ein paar Gassen von der Feststraße entfernt geschieht, wo Straßenmetzger manche Hunde noch lebend in siedendes Wasser tauchen.


Wer auf sich und seine Hunde achtet, mag zwar gut gegarten Hummer genießen - nicht aber Hunde, Katzen oder Pferde!


Dieser prächtige Schimmel im Mercedes-LKW wird nicht in den sonntäglichen Englischen Garten zum Schlachten gefahren, um Spaziergänger zu sättigen. Das Pferd darf Polizeibeamte tragen bei ihrer Inspektion hoch zu Ross.

Vielleicht aber fördern unappetitliche Szenen bei hartgesottenen Genießern erst die Magensäfte, wenn vor dem Mittagsmahl am sonnigen Strand ein ertrunkener Kadaver angespült und beseitigt wird? Wenn bunte TV-Bilder das Gemetzel der Burschen in der zunehmender Schar der failed states zeigen, die sich mit Waffen auch deutscher Wertarbeit gegenseitig massakrieren?

Die Chinesen jedenfalls sind pragmatisch bestrebt, ihren Wohlstand zu mehren und ihre Milliarden zu sättigen. Schlägt das Schicksal eine chinesische Mutter damit, einen weiblichen Foetus  auszutragen, dann zollt manche Mutter der Politik gar grausam Tribut:


Bleiben wir cool: "Demokratie macht nicht satt - Hundefleisch schon."


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