16 März 2015

Sorrento - Amalfi-Küste - Paestum

Von der sonnigen Fülle Roms in die regnerische Einsamkeit am Meer: Sorrento. Nach zwei Tagen weiter auf der wunderbaren Straße der Amalfi-Küste zur Weltkulturerbe-Stadt Paestum.








Mit diesen vier Bildern meiner letzten Radtour durch Rom am Abschiedsabend aus der herrlichen, aber auch Nerv aufreibenden Fülle der Großstadt geht es dann wieder auf die Straße, auf den Weg nach Süden. Eine Etappe von etwa 280 Kilometer mit einer Autobahnstrecke bis südlich von Neapel sollte doch am sonnigen Samstag leicht zu schaffen sein.



Doch das ist das vierte Frühjahr seit 2012, wo es mich wie die jungen Fernfahrer auf ihren tonnenschweren Lastzügen, durch Europa, Nordafrika zieht. Obgleich mich der CD-Player mit einem Hörbuch von Thomas Mann mit Doktor Faustus unterhält, fallen mir die langen Strecken schwerer und schwerer. Wie mein Bruder in seinem 30jährigen Hymer in einem Monat bald 10.000 Kilometer Marokkofahrt abreisst, ist mir schleierhaft. Vielleicht ist es seiner vergleichbar jugendlichen Jahre zu verdanken, da er ja gerade mal erst 64 Jahre alt ist? Jedenfalls gelingt es mir mit Pausen mit Speisen wie schmackhafter Salatschüssel und einem späteren Kaffee doch die Küstenstraße in Richtung Sorrento zu erreichen.


So wunderbar wie Küstenstraßen sind, so schwer sind sie zu fahren. Brummende Zweiräder schießen von links und rechts durch sich vom Gegenverkehr zuziehende Lücken, Bürgersteige sind so eng, dass die Fußgänger auf die Straße ausweichen, die weit ausladenden Außenspiegel schrappen eng an den Köpfen der Fußgänger wie an den entgegen kommenden Fahrzeugen entlang. 


Parkplätze an der Strecke sind - wenn überhaupt - nur außerhalb geschlossener Ortschaften anzufahren. In den Ortsdurchfahrten, welche zwar mit 30 km/h ausgeschildert sind, doch bei den aufgerissenen Blaubasalt-Pflaster besser im Schritttempo zu durchfahren sind. Zudem parken schräg in den engen Lücken Fahrzeuge so, dass ihr Blech weit in die Fahrbahn hinein ragt. Da gilt es, dem Gegenverkehr Vorrang zu lassen, bis es gelingt, das rollende Heim vorsichtig um die Ecken zu bugsieren.


Ein zauberhaftes Pärchen schmiegt sich zum Selfie aneinander, Meer, Bucht und Stadt im Hintergrund. Die letzten dreißig, vierzig Kilometer auf dieser Küstenstraße fordern daher bald mehr Zeit und sicher mehr Nerven als die 200 Kilometer Autobahn zuvor.


Doch dann irgendwann noch mal endlich ist am späten Nachmittag meine Parkbucht am International Camping nube d'argento Sorrento erreicht. Gerade mal ein weiterer Camper teilt die Anlage mit mir, der jeglicher Luxus wie in Rom abgeht. Dort lief das Wasser warm gleichsam aus vergoldeten Hähnen bei Kantanten von Bach der Bamberger Symphoniker. Hier in Sorrento fällt dafür der Blick auf das Meer, wenn auch die Brillen der Toiletten fehlen. 


Des Tages Licht reicht noch, um vom Camp aus zum Hafen von Sorrent zu spazieren, dort Kleinigkeiten für den Sonntag einzukaufen, die Fischer in ihrer ruhigen Art, die Netze zu richten, zu betrachten, und so entspannter den Sonnenuntergang zu genießen.


Vom Städtchen Sorrento und diesem Landstrich, von dem sich gen Süden die zauberhafte Almalfi-Küste erstreckt, sind die Zitronen berühmt, aus dem die Menschen köstlichen Limonen-Likeur gewinnen. 


Das Hotel Bristol schmiegt sich eng an die Felswand. Die Straße windet sich so eng zwischen Meer und Felsen entlang, dass es nötig ist, zwischen 200 Meter Höhe und Meereshöhe auf- und abzufahren. Die Radrennfahrer genießen die Strecke, die schmale Strecke, welche durch den Berg hinauf schnaufende Radler dann oft nur einspurig zu nutzen ist.


Eine zauberhafte Abendstimmung liegt über dem Vesus, der seinen Gipfel in Wolken verhüllt. Dass am ruhigen Sonntag diese Wolken kurze Regenschauer entlassen, war dem Wetterbericht nicht zu entnehmen. Doch die sonntägliche Stille mit dem Genuß von Bayern Klassik, weil die Satelliten-Antenne mich mit dem Heimatsender verbindet, bereichert und beruhigt das sanfte Klopfen der Regentropfen auf den drei Plexiglas-Dachlichtern.


Der abendliche Lichtzauber macht Lust auf die Nacht, das einfache Mahl mit dem köstlichen Rotwein.


Obgleich mein Gefährt mit sechs Meter Länge plus Radträger nicht gerade zu den Luxusmobilen zählt, gelingt es mir nicht auf der engen Küstenstraße in die noch engere Ein- und Abfahrt zum Camp zu drehen. Doch das Schild verweist auf eine Möglichkeit zum Wenden 350 Meter weiter und höher. Dem folgend gelingt es, mir meinen Nachtplatz zu erfahren.


Zwischen Küstenstraße und Felsenküste lässt sich sogar noch ein schmuckes Gebäude errichten, welches sich der Bananenbiegung der Gasse anpasst. Die Gasse übrigens ist die Hauptstraße.



Dass sich in solch zauberhaftem Landstrich Mensch wie Tier sich zu eindrucksvollen persönlich ausgestalten, sieht man an dieser Katze.


Nach den Bergen von Garmisch, der protzigen Pracht und fiebrigen Fülle Roms, wachsen mir beim ersten Freudensprung am Meeresstrand von Sorrento gleichsam Flügel. Die nächtliche Temperatur mit neun Grad erlaubt es erstmals, ohne Heizung zu schlafen.


Die zauberhafte Sonnenstunde ihres Untergangs färbt die Welt in ein rosa Versprechen zur Nacht.


Mit einem Feuerwerk, dessen Rauchschwaden noch in der Steilküste wabern, endet dieser erste, herrliche Abend am Meer in Sorrento.


Im Gegensatz zur vatikanisch-römischen Ausgestaltung symbolischer Glaubens- und Gottessohn-Verehrung beschränken sich Fischer, Gastwirte und Bürger Sorrentos auf eine minimal-stilistische Darstellung ihrer Frömmigkeit.


Wenn auch Fischer wie Fernfahrer froh sind, heil vom Meer wie der Straße zur Ruhe in stiller Stunde zurück zu finden, so stehen die leiblichen Genüsse vor der seelisch kulturell religiösen Erbauung, welche sich dann doch irgendwo zu allem Überfluß und Hochgenuss wie in diesen Zeilen kristallisiert.


Zwar trifft sich die überwiegend männliche Gemeinde zum samstäglichen Gottesdienst vor der mit brennenden Fackeln werbenden Kirche, doch mich zieht mein Hunger an den heimischen Herd. Soweit von meinem ersten Tag endlich mal wieder am Meer.


Ein kurzer Ausflug in die politischen Verhältnisse. Lauschen wir ein paar Takte dem Altmeister des politischen Kabaretts Georg Schramm.






Tja, da hat mein Freund Klaus die Karre im Dritt-Welt-Paradies der westlichen gut situierten Sozialflüchtlinge in wärmere Wintergefilde gehörig in den Dreck gefahren! Da müssen Sandbleche und Schaufeln raus, alle Mann an die Arbeit, dem Siebeneinhalb-Tonner wieder festen Boden unter die Räder zu verschaffen. Aber im Land? Was im Land, das immer weiter im Schlamm versinkt?

Welche Frage aber auch: "So what makes you think you can...?" Wo kein Widerstand, da geht, was geht. Wo Bundesverfassungsrichter fröhlich das Kopftuch für Muslim missionarisches Lehrerinnen durchwinken, da geht, was geht. "Lasset die Kindlein zu mir kommen," aber dann doch bitte mit Kopftuch. Heute Kopftuch, morgen Burka.


Danke Cahit Kaya! Danke, mal wieder herrlich einleuchtend! Den schönen Islam-Symphatisanten sei ins Poesie-Album gedichtet: "In den Scharia-Staaten darfst Du nicht nur ein Kopftuch tragen, du musst es tragen. Dafür darfst Du aber wahrscheinlich nicht als Lehrerin arbeiten."



Schriftsteller sind im Gegensatz zu Journalisten nicht an Weisungen der Geschäftsleitung gebunden. Schriftsteller leben von Zustimmung, Aufmerksamkeit und Achtung der Öffentlichkeit, deren Gedanken sie gekonnt aufgreifen und formulieren. Schriftsteller gleichen daher eher Bloggern als den Lohnschreibern, deren Meinung und Ansicht die Kapitalinteressen diktieren.


Der verstorbene Großschriftsteller und politische Journalist Scholl-Latour hat auf diese Tatsachen wie zahlreiche andere immer wieder verwiesen. 


Da im besten Sinne der Aufklärung, der Volksaufklärung, die Mahnungen von Schriftstellern wie Kabarettisten mehr und mehr Menschen begriffen haben, protestieren und demonstrieren Menschen auf den Straßen der Republik gegen fortlaufende mediale Hirnwäsche und Manipulation. Doch genug dieser politischen Betrachtungen, die mir wie den vielen Menschen die Laune verderben.





Sorrento ist die Geburtsstadt von Torquato Tasso, dem Goethe eine Dichtwerk gewidmet hat. Bei Wiki finden wir dazu den Eintrag:

Die Eroberungen der Türken in Ungarn und ihre häufigen Angriffe an der italienischen Küste weckten in den Köpfen den Gedanken an einen neuen Kreuzzug. Torquato, der im Kloster von Cava de Tirreni das Grab von Papst Urban III. gesehen hatte und dem man bei dieser Gelegenheit die Geschichte des Ersten Kreuzzuges erzählt haben muss, begann über ein Gedicht zu diesem Thema nachzudenken.
Wie man immer und überall feststellt, ist es zwingend notwendig politische Strömungen und Ereignisse zu betrachten und in seine Gedanken einzubeziehen. Wer sich, wie Franz von Assissi, nur der Inneren Welt widmet, dem sind diese Gedanken an Politik, Krieg, Macht und Einfluss zweitrangig, wenn nicht gar verwerflich.



Wer allerdings weder in einer Klause über sich und die Welt zurückgezogen sinniert, wer auch nicht in einem noblen Vorort von allen nur erdenklichen Dien stleistern versorgt dem alltäglichen Daseinskampf weit, weit entzogen ist, wer sich also der Arbeits- und Lebenskonkurrenz in überfüllten Städten, dem Lohndumping von Billigheimer ergeben muss, wer gar amtlich ausgeschieden und auf Sozialniveau sich bei Tafeln mit anderen Bedürftigen um die besten Brocken anstellen und streiten muss, der erleidet soziale Veränderungen wie Verwerfungen in der eigenen Verelendung. Das radikalisiert das Volk. Da Torquato Tasso die Geschichte vom Ersten Kreuzzug gehört haben muss, soll das Gedenken daran auch wieder erinnert werden:

Der Erste Kreuzzug war ein christlicher Kriegszug zur Rückeroberung Palästinas, das unter islamische Herrschaft geraten war, zu dem Papst Urban II. im Jahre 1095 aufrief. Er begann im darauf folgenden Jahr und endete 1099 mit der Einnahme Jerusalems durch ein Kreuzritterheer.

Um jetzt nicht auch noch auf das leidige Thema Palästina abzuschweifen, schnell zurück ins sonntäglich geruhsame Sorrento. Leichter Nieselregen lässt mich ruhige Stunden im Auto erleben, für meine Verhältnisse gut kochen und lange Siesta halten.



Gemessenen Schrittes wandern meine Füße durch diesen mittelalterlichen Kreuzgang, meine Gedanken zu Torquato Tasso und Franz von Assissi.


Mein weiterer Weg durch das überaus anmutige Altstädtchen Sorrento führt in steilen Kehren zum Hafen. Diese putzigen Geschöpfe biegen sich schmiegsam an die alte Mauer, um von ihren hübschen Köpfchen ein vorteilhaftes Selfie vor der eindrucksvollen Kulisse zu schießen.



Die zauberhafte Almalfi-Steilküste erfordert für den Hausbau Höchstleistungen, um zwischen Fels und Meer doch irgendwie noch einige Quadrameter Wohnraum zu schaffen.


Da die besten Bauplätze ohnehin die geldschweren Fürsten, Politiker, Popen und deren Gäste, Freunde, die schleimleckende Entourage beanspruchen, müssen die andern sehen, wo sie bleiben und wie sie zurecht kommen. Das Excelsior Vittoria jedenfalls zählt nicht zu den billigen Straßen- und Stammkneipen der Fischer.


Doch auch ohne im Excelsior Vittoria einzukehren, hat mir Sorrento trotz nieseliger Regentropfen nach dem quirreligen, anstrengenden römischen Rad- und  Besichtigungstouren wunderbare Stunden geschenkt.


Mit meiner Liebsten waren wir 2002 damals noch im alten VW-Bus-Kastenwagen in Sorrento. Mit ihrem Lächeln bezaubert sie mich noch wie am ersten Tag. Wenn wir dann über Skype miteinder uns verbinden, verweht mein Heimweh, wo auch immer mich mein Auto beherbergt. Morgen ist die in Europa einmalige Amalfi-Küstenstraße eingeplant zu dem Kulturerbe-Ziel Paestum.

Mein Tagespensum von Sorrento nach Paestum beträgt gerade mal 100 Kilometer. Doch weil mich die "schönste Straße Europas", wie Prospekte propagieren, anzieht, zieht sich die schwierige Wegstrecke. Die Straße ist oft nur einspurig zu befahren. Dauernd muss man ausweichen, abbremsen, ein emsigen Rühren im Getriebe zwischen dem ersten und gerade mal dritten Gang, der bis etwa 40 km/h reicht.


Meine Frau hat vor 13 Jahren schon mal die Strecke von Salerno nach Sorrento gefahren. Das Erlebnis war mir unvergesslich. Jetzt selber am Steuer strengt die dauernde Konzentration so an, dass kaum Zeit bleibt, die wunderbare Landschaften zu betrachten. Parkbuchten gibt es auch so gut wie keine. Wenn der Rand Platz lässt, drückt sich der ruhende Verkehr an die Mauer mit eingeklappten Spiegeln.



Wo winzige Buchten Platz lassen, um Häuser zu errichten, muss man auf schwindelerregenden Serpetinen runter auf Meereshöhe. Anschließend geht es dann sofort wieder aufwärts bis auf 177 Meter.


Tunnelröhren sind rau in den Felsen geschlagen. Man zieht unwillkürlich den Kopf ein, wenn man durch die enge Röhre sich drückt und hofft, dass kein Gegenverkehr stört.


Zum Glück ist es angenehm kühl mit 16 Grad, was mir die Fahrt erleichert. Ein paar Regentropfen entlassen die grauen Wolken.





Die Fahrt lässt mir genug Zeit, zu bereuen jemals ein sieben Meter Mobil mit zweieinhalb Meter Breite angeschaut und begehrt zu haben! Auf dieser schönsten Strecke Europa wäre ein Smart hilfreicher als eine dicke Kiste. Für die ersten 25 Kilometer sind gleich schon mal zwei Stunden hochkonzentrierter Anstrengung abgehakt.





Erst am Ziel zeigen mir Bilder, welche Wunder mir diese Fahrt doch geschenkt hat. Bei der Arbeit hinter dem Steuer will man nur das Auto und sich unbeschadet durch diese Engpässe bringen.




Zudem kann man sich auch nicht richtig Zeit lassen und langsam fahren. Laufend mahnen Schilder "leichter überholen lassen" in mehreren Sprachen. Die schnelleren Wagen, und das sind alle, hupen dann kurz, und kratzen halsbrecherisch trotz Überholverbot an meiner Fahrertür vorbei.




Zu den wenigen Häusern in der Bucht führt eine Straße hinab. An der Einmündung war eine knappe Parklücke, um diese Bilder zu machen.




Man sieht an der Steige einen großen blauen Bus. Eine solch mächtiges Gefährt kam mir in einer Kurve entgegen. Es war nötig meinen Seitenspiegel anzuklappen. Meine rechte Stoßstange kam sanft an die Begrenzungsmauer, dass ein Zentimeter Rückwärtsfahrt nötig war. Der Busfahrer dröhnte nur aus dem Fenster: "Avanti, Avanti!" Das Manöver ließ mich schwitzen.





Hinter Maiori verbreitert sich die Straße soweit, dass es sogar für eine durchgezogene Linie in der Straßenmitte langt.





Dort liegt Cetara, schon südlich von Amalfi, vor mir. Es ist wohl auch sinnvoll, diesen Ort von Schiffen aus zu beliefern. Die Zufahrt ist zu mühsam.




In Paestum sind noch die meisten Campingplätze geschlossen. Nach längerer Suche findet sich ein Hort für die Nacht. Die Antenne kontaktiert Astra, der Greis an der Kasse gewährt ein dreistündigen Internetzugang ohne Kosten. Das Meer rauscht keine 50 Meter hinter den Strohmatten. Alles ist gut! Sogar die Dusche lieferte heißes Wasser, Paestum zeigt seinen römischen Tempel und der Supermarkt verkauft mir Bier, Brot, Salat und gefüllte Teigtaschen mit Spinat und für morgen mit Pilzen. Jetzt fehlt noch das Liebesgespräch mit meiner Frau daheim und die Nacht nah am Meer kann kommen.



Auf meinem Radweg zu den römischen Paestum-Tempeln kommt mir dieser Turm noch vor die Linse. Der Turm sieht aus, wie ein Turm auszusehen hat!




Da mir römische Tempel von Rom und Nordafrika her reichen, da die Frau im Kassenhäuschen ohnehin nicht zu telefonieren aufhört, reicht mir ein kurzes Bild der mächtigen Säulenhalle. Wer mehr von Paestum wissen, lese was Wikipedia dort von Goethe zitiert. Genug für den Blog heute!














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